„Erwisch’n kon’s di überoi“, dieser so nebenbei von Karl Königbauer geäußerte Satz wurde jetzt bei ihm selbst traurige Wirklichkeit. Der besonnene wie erfahrene Bergsteiger und langjährige Bergwachtler glitt am 3.6.2021 auf einem sehr steilen, laubdurchsetzten Wiesenhang am Heuberg (Kitzstein) aus, kam ins Rutschen und stürzte daraufhin in die darunter liegende Steilrinne hinab. Dabei erlitt er tödliche Verletzungen.
Bereits während der Vermisstensuche herrschte bei den Bergwachtkameraden große und tiefe Betroffenheit, war doch Karl Königbauer innerhalb der Bergwachtkameradschaft immer ein positiver Mittelpunkt.
Seit seiner frühen Jugend bergsteigerisch geprägt, war es für ihn selbstverständlich Bergwachtler zu werden. Als er Mitte der Siebziger Jahre seinen Zivildienst als Rettungssanitäter im Rettungsdienst München ableistete, brachte er seine dabei erworbenen Kenntnisse im medizinischen- und rettungstechnischen Bereich auch in der Bergwacht Brannenburg ein.
Der damalige Bereitschaftsleiter Sepp Stadler begrüßte diesen Glücksfall und Karl Königbauer wurde Ausbilder im Sanitätswesen. Gleichzeitig entwickelte er sich zum Alpinisten, kletterte zunehmend schwerere Touren sowohl im Kalk und Granit, ging schwierige Eistouren und fand als hervorragender Skifahrer auch seine Freude beim Skitourengehen. In all diesen Feldern bildete er sich bei allen sich bietenden Gelegenheiten fachlich weiter. So konnte er auch im Bergwacht Ausbilderfeld Alpin eingesetzt werden. Durch sein pädagogisches Talent verstand er es, sein umfassendes Wissen gut verständlich, kompetent mit Lockerheit und Humor weiter zu geben. Seine Bergwachtdienste waren für Karl Königbauer immer eine Freude, konnte er doch hier die ihm wichtige Kameradschaft pflegen, sich aber auch bei vielen Einsätzen bewähren und sein fachliches Können einbringen. Dies übertrug sich auch auf seine Bergwachtkameraden und Freunde, denen es Spaß machte mit ihm beisammen zu sein.
Beruflich kam Karl Königbauer Ende der 1980er Jahre als Redakteur zur Zeitung nach Wasserburg. Trotz der Entfernung von 50 km einfache Fahrstrecke nahm er über 20 Jahre lang seine Bergwacht- und Ausbilderdienste bei der Bereitschaft Brannenburg wahr. Auch im Bereitschaftsausschuss brachte er sich als kritischer, aber sehr zielorientierter Teilnehmer ein. Die Weiterentwicklung der Bergwacht Brannenburg stand bei ihm stets im Vordergrund. Als Berufsjournalist war klar, dass er die Pressearbeit für die Bergwacht übernahm und so für eine gute Außendarstellung der Bereitschaft sorgte.
Einige Jahre brachte er in Eigenregie die Bereitschaftszeitung „Der Bergwachtler“ heraus. Die Artikel behandelten neben bereitschaftsinternen Themen auch Weiterbildungen im gesamt alpinen Bereich. Sie bildeten für junge und ältere Bergwachtler(innen) die Grundlage für Fortbildungen, die Karl Königbauer themenorientiert förderte. In den jährlich stattfindenden Bergwachtfesten war Karl Königbauer von Anfang an eingebunden. Bei den ersten Festen war er für „die Wirtschaft“ zuständig. Aufgrund seiner Vielseitigkeit konnte man ihn an allen Ständen und Positionen einsetzen.
Die Bergwachtausflüge waren für Karl Königbauer fast schon ein eigenes Hobby. Regelmäßig organisierte er mit und war am Berg als Führer, oft auch für Nachwuchsbergwachtler tätig.
Als das Thema „Frauen in der Bergwacht“ aufkam, setzte sich Karl Königbauer – auch gegen Widerstände – dafür ein, Frauen in die Bergwacht aufzunehmen. Hierfür bediente er sich auch seiner publizistischen Möglichkeiten. Es freute ihn sehr, als klar war, dass die Bergwacht auch für Frauen offen ist.
Obwohl Karl Königbauer „offiziell“ 2007 aus dem aktiven Dienst der Bergwacht ausgeschieden ist, war er bis zuletzt immer in der Bereitschaft präsent. Sei es bei den Bergwachtfesten oder im Feld der Ausbildung. Er stand immer mit Rat und Tat zur Seite. Mit seinem klaren Blick für das jeweils Machbare, seiner gefestigten Meinung, basierend auf hoher Kompetenz verbunden mit Menschlichkeit und hohem Sozialverhalten hatte er eine große Ausstrahlung. Er war ein Glücksfall für die ganze Bereitschaft. Als über den Nachruf von Karl Königbauer gesprochen wurde, meinte der frühere Bereitschaftsleiter Andreas Langenstraß: „Karl Königbauer war Talent, Bildung und Intellekt zusammen“. Er wird der Bereitschaft Brannenburg sehr fehlen.
Johann Weiß